Artist:
DJ Quik |
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Im Jahr
2005 hat Quik scheinbar seine persönlichen Probleme soweit überwunden, dass er
nicht mehr vom vorzeitigen Karriereende in Interviews spricht und wieder Spaß an
seinem Beruf als Musiker zu haben scheint. Gepaart mit einem gelungenen
"Trauma Mixtape" und der Ankündigung, dass Quik mit Trauma endlich wieder Großes
bewegen will (u.a. einen Grammy gewinnen) waren die Erwartungen an dieses Album
vielleicht noch etwas höher als sie es bei "Under Tha Influence" waren. Ob
"Trauma" dem Hype gerecht wird...
Track 1: Doctor's Office (0:19)
Der Doktor, der Quiks Trauma behandeln wird, begrüßt ihn in seiner Praxis...
ohne Wertung
Track 2: Intro for Roger (2:58)
Mit Roger ist hier selbstverständlich die 1999 verstorbene Funklegende Roger
Troutman gemeint, der Quik u.a. beigebracht hat die Talkbox richtig zu nutzen.
Überraschenderweise findet aber die Talkbox in diesem Intro keine Verwendung,
was aber nicht weiter schlimm ist, da der Track auch
so über genug Funk verfügt. Dass Quik über den kompletten Track Cuts einstreut
ist ebenfalls Etwas, was man nicht auf allzu vielen Quik Songs hört. Mit zwei
Strophen, einem klar erkennbaren Chorus und knapp drei Minuten Spielzeit ist
dieses Intro definitiv ein eigenständiger Song. Gleichzeitig
gibt der Track allerdings klar die Richtung für "Trauma" vor, in dem Quik alle
Themen anschneidet, die er auf dem Album behandeln wird. Das macht nun mal ein
gutes Intro aus. Trotzdem nicht ganz auf einer Stufe mit dem "Rhythm-Al-Ism"
Intro.
Now this is how yo' street works
Everybody all hates each other until they in each other's face
And then they be cousins, brothers and loved ones, it's all just a race ~ DJ
Quik
8/10
Track 3: Fandango feat.
B-Real (3:36)
Die "Trauma" Leadsingle ist ein kompletter Club Track, dessen einziger Inhalt
die Aufforderung zur Party ist. Dabei erklärt B-Real im Chorus die Fandango
Tanzschritte, damit sich auch jeder genötigt sieht mitzumachen, schätze ich. Der
Song wird durch sehr auffällige Horns bestimmt, die sofort ins Ohr gehen und mit
denen eigentlich jede Tanzfläche gefüllt werden müsste. Im Chorus bekommt der
Track noch Quik typische Tamburine Effekte und gegen Ende eine eher untypische
E-Gitarre verpasst, die zu einem früheren Zeitpunkt den Song hätte zu
unkoordiniert hätte erscheinen lassen, im Outro aber durchaus klar geht. Eine
solide Leadsingle, die mit der richtigen Promotion und einem passenden Video für
ordentliche Verkaufszahlen sorgen müsste.
We get the paper and the savor the flavor
But never forget about the haters who constantly imitate us
Homey we creators and players and rhyme sayers for layers of words
Let me say it in terms that you can understand so clearly, you feelin' me fam? ~
B-Real
8/10
Track 4: Till Jesus Comes (3:04)
Hier wird zum ersten Mal deutlich, was Quik im "Intro for Roger" ankündigte.
"Till Jesus Comes" ist mit Sicherheit nicht der typische DJ Quik Song, sondern
eine seltsame, aber sehr wohl funktionierende Mischung aus sehr persönlichen
Geschichten, typischen Gangsta Raps und auch etwas Selbstlob für eigene
musikalische Leistungen. Selbstlob ist hier auch definitiv angebracht, denn der
stampfende Beat ist perfekt um etwas Aufmerksamkeit auf die Lyrics zu legen und
die im Chorus aufheulende E-Gitarre gibt dem Song den letzten Schliff
Unverwechselbarkeit.
I transferred out of Compton High School with a gun in my pants
Ready for whatever come and I'm prayin'
I ain't gotta be the one shot up in the hospital simply because Compton never
had one
Fuck it, I shot them niggaz and I moved to another town
Gave the gun to Darryl and I had him go melt it down
How many times did they call me a fag
Till they got stomped out and threatened with a .44 mag ~ DJ Quik
9/10
Track 5: Black Mercedes feat.
Nate Dogg (3:56)
Diesen Song würde man wohl schon viel eher
als typischen Quik Track bezeichnen. Zum einen natürlich weil "Black Mercedes"
von Frauen handelt. Doch in erster Linie verrät das Drumset hier, wer sich für
den Song verantwortlich zeichnet. Typische Quik Drums, dazu funkige
Gitarren/Bass Combo und schon hat man eigentlich eine perfekte zweite Single,
für die einfach ein Video her muss. Als wenn der Beat nicht schon genug wäre,
bringt Quik Nate Dogg hier endlich mal wieder dazu sein Potential auszuschöpfen.
Statt Standardhooks in Bass-Stimmlage singt Nate hier deutlich höher und bringt
so seine beste Leistung seit "Ain't No
Fun", was verdammt lange her ist. Vielleicht so etwas wie ein Hoffnungsschimmer für jeden, der noch nicht
aufgegeben hat eines Tages einmal ein richtig gutes Nate Dogg Album zu
hören.
It's DJ Q-U-I-C, my new name
Fresh breath, drunk as fuck, smashin' on the shoe game
Then the other two came, sometimes pussy feel the same
How much should I pick? This might be a trick
But which one kills the most - the gang bangin' or the gangbang?
If the bullets ain't rubber playa, it's all the same thang ~ DJ Quik
8,5/10
Track 6: Get Up feat.
AMG & The Game (3:07)
Klassischer Quik Funktrack mit der unschlagbaren Funkgitarre von Rob Bacon. Ein
Beat, der gerade zu nach dem Einsatz von Horns schreit und dann auch nicht
enttäuscht, wenn sie während der Strophen spärlich und im Chorus als
Hauptattraktion eingestreut werden. Während The Game leider nur seine typische
Namedrop-Strophe mit Erwähnung von Tupac, Biggie, Jay-Z, Eminem, Dre, Nate,
Snoop und natürlich Quik einbringt ist das Typische in AMGs Strophe etwas,
was sich sofort natürlich und richtig anhört. Denn wenn uns 15 Jahre in Quiks
Karriere etwas beigebracht haben, dann ist es, dass Quik und AMG zusammen
funktionieren.
I seen it comin' and I'm watchin' the drama grow
And stressin' enough to break the needle and thread where mama sewin'
I'm slow flowin', move back and forth like a boa
Still movin' hoes in twos to the boat like I was Noah ~ DJ Quik
8/10
Track 7: Get Down feat.
Chingy (3:07)
Genau wie AMG und Quik immer zusammen funktionieren scheint auch die Chemie zwischen Quik
und Chingy zu stimmen. Wie bereits im "Trauma Mixtape" Review erwähnt ist kaum ein
Blindgänger unter den Quik/Chingy Collabos zu finden und auch "Get Down" bildet
da keine Ausnahme. Nachdem "Get Up" wohl zweifelsfrei an die G's und diese, die
es noch werden wollen gerichtet war befassen sich Quik und Chingy nun
ausschließlich mit den Ladies. Wo eben Westcoast Sommerfunk angesagt war tönt
nun cooler Midnightfunk durch die Boxen, dessen Geheimnis Quik in seiner
Abschlussstrophe verrät:
This beat is for your uncle and aunt
It's old enough to be dope, but young enough to be hot
Dedicated to everybody who been beat by the cops
Just tryin' to get to the party and pop tequila in shots ~ DJ Quik
8/10
Track 8: Ladies & Thugs feat.
Wyclef Jean (3:47)
Während eines Video Interviews spielte Quik
kurz diesen Song als Instrumental Version an, was dazu führte dass bei vielen
Fans die Erwartungen an das Album noch mal stiegen. Als der fertige Song dann
kurz vor der Veröffentlichung dem Radio und Internet freigegeben wurde war bei
vielen die Enttäuschung groß. Grund dafür ist, dass Beat und Text einfach
nicht zusammenpassen wollen. Während der Beat alles für einen innovativen
Partyhit mitbringt wirken die Lyrics sehr uninspiriert und geradezu deplatziert.
Angefangen bei Wyclefs Gejaule im Intro über die unauffällige "Wir machen Party"
Strophe von Quik bis hin zu dem ohrenbetäubenden Chorus des Fugees... hier
stimmt so gut wie nichts mit den Vocals. Falls Dr. Dre Fans irgendwelche
Argumente suchen, warum Dre vielleicht doch ein besserer Producer als Quik ist
werden sie hier wohlmöglich fündig. Während Dre es mit "How We Do" schaffte
einen textlich sehr beschränkten Song allein durch den Beat gut klingen zu
lassen, versinkt "Ladies & Thugs"
durch die schwache
Rap (von Gesang will ich gar nicht erst reden) Performance im tristen Mittelmaß.
SO I DON'T RAP NO MORE [Anmerkung des Reviewers: wie schön es doch wäre...] ~
Wyclef Jean
5/10
Track 9: Catch 22 (3:33)
Rehabilitation ist angesagt und "Catch 22"
sorgt dafür. Während der Beat (mit Quik typischen Synth-Violinen im Chorus)
nicht unbedingt als ein komplexes Meisterwerk in die Geschichte
eingehen wird, zeigt Quik hier genau auf, dass er sich als Rapper über seine
lange Karriere stetig verbessert hat. Die mit Tempo vorgetragenen,
zumindest halbautobiographischen Raps wissen zu unterhalten, wobei Quik es dank
seines Flows außerordentlich gut schafft sowohl wütend als auch witzig zu sein.
"Catch 22" ist ein Paradebeispiel dafür, dass Quik mittlerweile gelernt hat wie
er seine Stimme künstlerisch einsetzen kann und vielleicht doch ein etwas
besserer Rapper ist als ihm die meisten Leute zugestehen.
Bridget, Bridget, Bridget was a girl I knew
But she's a dumb hoe, and bald-headed like DJ Pooh
Her saggy body tried to crash the party like Mobb Deep, with her elephant feet
I got a whole lot to say but it won't come out
Probably because I got this dirty 8 in my mouth and I'm pissed
I'm about to nut up, fuck you niggaz shut up, like Mausberg
I'll leave your chest burnin' on the curb ~ DJ Quik
8/10
Track 10: Indiscretions in the Back of the Limo feat.
T.I.
(3:44)
Zurück zu gewohntem Quik Stuff sozusagen. Parallelen zu besonders "Get
Down" sind allein der Thematik wegen unverkennbar, auch wenn "Indiscretions in
the Back of the Limo" noch eine Spur verruchter ist. Mit nur einem Quik Verse
und den zwei an den Anfang gesetzten T.I. Strophen könnte "Indiscretions in the
Back of the Limo" sicher auch ein "feat. and produced by DJ Quik" Song auf einem
T.I. Album sein, was aber nichts daran verändert dass der Song funktioniert.
Trotz der grundsoliden Leistung von T.I. lässt die Abschlussstrophe aber
vermuten, dass Quik dem Song vielleicht doch noch etwas mehr gegeben hätte mit
zwei Rapstrophen.
I still love pussy but I don't need the shit that comes with it
You can keep it if I can't hit and quit it because
It's D-J Q-U-I-C-K, who you thought it was
C-O-M-P-T-O-N flossin' the proper buzz ~ DJ Quik
8/10
Track 11: Pacific Coast Remix feat.
Ludacris (4:20)
Der seltsame Songtitel ist etwas verwirrend, aber hier handelt es sich natürlich
um den "Pacific Coast Remix" des Songs "Spur Of The Moment", welcher
ursprünglich auf dem "Red Light District" Album von Ludacris erschienen ist. Verwirrend
sind hier auch die Production Credits, denn laut "Red Light District" Booklet
wurde der Song von LT Moss produziert. Im "Trauma" Booklet findet man kein Wort
über LT Moss was nun entweder dafür spricht, dass Quik an der Originalproduktion
doch mehr beteiligt war als man bei Def Jam zugeben wollte oder LT Moss hier
einfach übergangen wurde. Wie auch immer, zum eigentlichen Song: Die
wenigen, aber sehr auffälligen Veränderungen am Beat (u.a. markantere Bassline,
Horns statt Syntheffekte) machen diesen deutlich musikalischer und zeigen
peinlich genau auf, was einen gut produzierten Rap Track von einem DJ Quik Song
unterscheidet. Die Strophen von Ludacris wurden 1:1 übernommen während Quik
seine Rapparts komplett neu aufgenommen und teilweise stark verändert hat, was
allerdings nichts an der guten Chemie zwischen Ludacris und Quik ändert und den
Song eher noch mal stärker macht. Ein absolut perfekter Sommertrack.
Das Original war gut, der "Pacific Coast Remix" ist aber noch mal deutlich
besser und ein "Trauma" Highlight.
Feel good as we flippin through the Robb Report
My baby momma ain't trippin' on child support
Well my baby momma is because she sees havin' kids
As a tool for gettin chips, that's with or without the dip
She told my lawyer she's a nurse but she can't spell school
Quite frankly she's a motherfuckin fool, idiot ~ Ludacris & DJ Quik
9/10
Track 12: Quikstrumental (Quik's Groove 7) feat.
Jodeci (3:06)
Unwichtiges zuerst: Quik's Groove 7 ist eigentlich schon der Titel des
Best-Of-Grooves. Ein Tipp- oder
wahrscheinlicher Denkfehler macht also Quikstrumental zu Quik's Groove 7, wobei
sich dieser Groove nicht nur aufgrund der
falschen Betitelung von den anderen abhebt. Quik bricht hier nämlich mit der Tradition, dass
seine Grooves ohne Vocals (mal
von winzigen Samples abgesehen) auskommen. So rappt Quik eine Strophe und kann
zudem mit der Jodeci Reunion auftrumpfen. Zum ersten Mal in 10 Jahren singen die
"Bad Boys des RnB" gemeinsam auf einem Song, was Quikstrumental für Jodeci Fans
zu einem ganz besonderen Track machen sollte. Bei mir reicht die Begeisterung
nicht ganz so weit und ich bin der Meinung, dass Quikstrumental ohne Vocals mit
seinen langsam stampfenden Drums und der Space-Atmosphäre etwas kompletter
gewirkt hätte als es mit der Fall ist.
Tell your moms Jodeci will make they juke joint pop
"Diary of a mad band" fuckin' with a bad man
My beats will have you lookin' down at your feets
I resurrect from the dead and put it back in your head
Devante, K-Ci and Jo, those my pals
Pass the Crystal to Dal and mind your gal nigga ~ DJ Quik
7,5/10
Track 13: Jet Set (2:46)
"Jet Set" ist einer der Songs, die Gefahr laufen unbeachtet zu bleiben
und als Filler verschrien zu werden. Ein Grund dafür mag sein, dass der Song mit
unter 3 Minuten und nur zwei Strophen etwas knapp geraten ist und der von Tai
Elton Phillips gesungene Chorus wirklich nur Durchschnittsware ist. Dazu kommt,
dass der Beat nicht spektakulär aber solides Quik Material ist. Dennoch macht
Quik mehr aus dem Track als man ihm noch vor einigen Jahren zugetraut hätte.
Seine teils persönlichen, teils zurückblickenden Raps geben dem Song ein
Gesicht, welches ihm die Bezeichnung 'Filler' erspart.
My last few records you heard me sick at the heart
Gettin' picked apart by the very people makin me breathe
Now I just leave ~ DJ Quik
7/10
Track 14: California feat.
AMG (3:15)
Zum Abschluss eine Liebeserklärung an Quiks Heimatstaat. Dass AMG dann
auf dem Song auftaucht und ihn auch noch abschließt mag dem ein oder anderen
seltsam vorkommen, ist aber kein großes Problem da auch hier wieder die Chemie
zwischen Quik und AMG stimmt. Vom Gesamtpaket etwas stärker als der vorherige
Song - einfach weil der Chorus nicht abfällt - auch wenn das Potential hinter "California"
nicht allzu groß ist. Ein gutes Ende eines guten Albums.
I been here a while, I know a pretty smile is a trap
To pull a nigga right up out of his cap
But give me 20 minutes I can widen' the gap
It's California baby on the left of the map ~ AMG
7,5/10
Der offensichtlich übertriebene Optimismus Quiks dürfte einen derben Dämpfer
erlitten haben als klar wurde, dass sich "Trauma" nicht wesentlich
besser als das vorangegangene Studioalbum "Under Tha Influence" verkauft. Abzusehen
war dies allerdings schon vorher wenn man bedenkt, dass Quik wirkliche Radiopromotion
nur an der Westküste hatte und es bis zum heutigen Tag noch kein Video für eine
"Trauma" Single gibt. Ohne die richtige Promotion kann man keine Millionen
verkaufen oder Grammys abräumen. Gerade DJ Quik sollte das mittlerweile klar
sein. "Trauma" ist also nicht der erhoffte Schritt hin zum Mainstream Erfolg.
Das ist allerdings auch die einzige Hoffnung, die "Trauma" enttäuscht. "Trauma"
hat die Bezeichnung Album absolut verdient und spielt sich von "Doctor's
Office" bis "California" eben wie ein solches. Quik hat es wieder einmal
geschafft seinem Album einen eigenen Sound zu verleihen und es somit äußerst
kompliziert gemacht Vergleiche zu seinen anderen Werken zu ziehen. Wenn
Quik draufsteht ist Qualität drin - kein Fan sollte enttäuscht sein.
Gesamtwertung: 4/5