Artist:
Suga Free |
|
Suga
Free tauchte 1997 mehr oder weniger aus dem Nichts auf. Mit DJ Quik als
Produzent seines gesamten Solodebüts kann aber eigentlich schon mal nicht sehr
viel schief gehen und wenn man sich ins Gedächtnis ruft, wie DJ Quik Suga Free
kennen lernte, kann man sich eigentlich nur auf ein verrückt geniales Album
freuen. Für die Leute, die Visualism unverständlicherweise noch nicht gesehen
haben: Laneway Records CEO Black Tone sagte zu Quik, dass er einen neuen Rapper
am Start hat, den sich Quik mal anschauen solle. Quik ging daraufhin ins
Nebenzimmer und sah Suga Free mit Dauerwelle auf einem Stuhl sitzen, neben ihm
zwei Asiatinnen, die ihm die Fingernägel machten. Ohne viel Zeit zu verlieren
machten sich beide bekannt und nahmen dieses Album in 28 Tagen komplett auf.
Track 1: Intro (0:40)
Suga Free begrüßt eine seiner neuen Bitches und stellt sich vor. Dabei macht er
gleich klar, dass es keine Tricks, Suckas usw. hier gibt und dass er sie anlügen
wird, sie ihn anlügen wird und trotzdem beide gutes Geld zusammen verdienen werden. Wenn das mal
keine ausgeglichene Arbeitgeber/-nehmer Beziehung ist.
ohne Wertung
Track 2: Why U Bullshittin' (4:24)
Produced by DJ Quik
Los geht's mit einem absoluten Pimp Klassiker. Quik kommt mit einem
Beat, der mich sehr an Sandstürme und Wüstenklima erinnert und ist so einem sich
später entwickelnden Trend um Jahre voraus. Ganz nebenbei hat es auch kein
Producer nach Quik geschafft den Charme eines solchen Beats so gut zu
vermitteln, wie das Quik hier gelungen ist. Der Zuhälter aus Pomona puscht sich im genialen Übergang
von Intro zum ersten Song noch mal selbst hoch und legt dann mit vollem
Engagement los. Die erste Zeile hat es gleich mal in sich ("Now I never hit a
woman, no, but I slap the shit out of a bitch, why you bullshittin?!") und Suga
Free wäre nicht Suga Free, wenn er im weiteren Verlauf des Songs ruhiger werden würde. Wer
tiefgründige Lyrics hören möchte, kann hier gleich an dieser Stelle die CD aus dem Player
holen, denn hier folgt ein Lacher das nächste "verdaaaaaaaammt" oder "das hat er
jetzt nicht wirklich gesagt, oder?". Pimp Classic.
Now what's the problem nigga? Wha-what, Yo' lady won't suck your dick?
Cause for the very low low price of 100 dollar you can use my bitch
And if you act now, man I'll throw in a ho that'll buff your nad
She used to work down there at the Sperm Bank, see she got fired for drinkin' on
the job ~ Suga Free
10/10
Track 3: I'd Rather Give You My Bitch (5:04)
Produced by DJ Quik
Quik setzt mit diesem Beat mehr auf Elemente, die aus Fernost stammen könnten
und auch mehr auf Tempo. Suga Free zeigt sich davon allerdings relativ
unbeeindruckt und zieht sein Programm gnadenlos durch. Extrem viele Tempowechsel
und sprunghafte Wechsel zwischen Gesang und Rap würden so einige Produzenten
sicher verzweifeln lassen, aber Suga Free schafft es erstaunlicherweise immer
onbeat zu bleiben. Zu den Lyrics gibt es nur zwei logische Verhaltensweisen:
Entweder hört man angewidert weg oder man lacht Tränen ("I bet I'll never hear a
bitch say she's broke as long as she's got some pussy with some ass and a deep
throat").
You wanna hit my joint but I'd rather let you fuck my bitch
Suck her tits and she'll suck yo dick
And since one man's trash is another man's treasure
You gets no part of my weed but you can have my bitch Heather ~ Suga Free
8/10
Track 4: Doe Doe and a Skunk (5:08)
Produced by DJ Quik
Erster typisch unverkennbarer Westcoast Sommertrack. Die catchige Bassline
gepaart mit dem weiblichen Backgroundgesang, Suga Frees laid back Raps und Gesangseinlagen bringen einem das schöne Sommerleben in Pomona so
nah vor die Haustür wie nur eben möglich. Smokin on a doe doe and a skunk as I
bump with the humps in the trunk / I'm sippin on the hennessey because it's all
good as I bounce to a party in the hood...
Slide, slide, slippety slide
Because I heard it was a party jumpin' on the Westside
Ride, Dogg, show me your eyes
So I'ma drink this Hennesey and give my head a real drive ~ Suga Free
8,5/10
Track 5: Don't No Suckaz Live Here feat.
Playa Hamm (5:13)
Produced by DJ Quik, Robert "Funksta" Bacon &
G-1
Playa Hamm sorgt für das erste Feature auf dem Album und dass die Playa/Pimp
Kombination auf einen Song über Bitches hinausläuft, dürfte klar sein. Der Beat
trumpft mit dicken Handclaps, einer coolen Funkgitarre (vor allem im Outro) und
einem auffällig ausgereiztem Kuhglockenbreak nach Playa Hamms Strophe auf. Das
Duo Hamm/Free funktioniert übrigens sehr gut, was wohl daran liegt, dass
sich die Styles beider völlig unterscheiden und so eine interessante
Mischung ergeben. Während Free immer unter Strom steht, wirkt Hamm schon fast
unterkühlt. Als Lyricsauszug müssen natürlich Suga Frees Abschlusszeilen
herhalten, in denen er beweist wie international und gebildet er ist.
So say what's up to your forever-treatin-a-freak-bad
Friendly-neighborhood-playa-potna Suga Free, man
Ah-ha, parlez-vus français? Oui, oui!
Sabes español? Si!
International playa, baby! ~ Suga Free
8/10
Track 6: Tip Toe feat. DJ Quik &
Hi-C (5:16)
Produced by DJ Quik
Der Beat ist wieder catchig und enthält während Chorus und Outro
eine schwere E-Gitarre, die mich an den "Medly for a V Reprise" von
Rhythm-Al-Ism erinnert.
Free bringt während seiner Strophe eine lustige Stottersequenz, die
ausnahmsweise mal nicht von Das EFX oder Spice 1 geklaut ist und bleibt
natürlich beim alten Thema: Bitches & Hoes. Quik begeistert mit einer genialen
und mit derartigem Einsatz sicherlich untypischen Gesangseinlage, während sich
Hi-C auf das beschränkt, was er seit Jahren aus dem FF beherrscht: Playalistic
Styles.
Yeah, it's Mr. Quik, tell me, who did you expect?
I'm back with Suga Free and Hi-C for our respect
Cause I've been doin this shit for years and still impressin'
Tryin' get whatcha owe me, nothin' mo', nothin' less
Cause in my black Lex' I rolls from county to county
City to city lookin' for the dark honies, suckle brown round titties ~ DJ
Quik
9/10
Track 7: I Wanna Go Home (The County Jail Song) (3:44)
Produced by DJ Quik
Sicherlich der ungewöhnlichste Song des Albums und einer der ungewöhnlichsten
Rap Songs, die je ihren Weg auf ein Album gefunden haben. Die Geschichte zu dem
Song ist, dass Suga Free Quik seine Rapkünste zeigte, in dem er einen Stift in
die Hand nahm, mit diesem auf den Tisch schlug und somit ein Drumset imitierte
und dann anfing zu rappen ohne den Rhythmus zu verlieren. Quik erzählt die Story
in Visualism sehr viel besser als ich das hier tun kann und dann hört sich das
Ganze wohl auch überzeugender an. Suga Free lässt uns wissen, dass er auf diese
Methode im Knast kam, als er sonst keine Möglichkeit hatte Musik zu machen und
hier hören wir also nun die Studio Version des Jailhouse Blues. Es gibt ein wenig Background Gesang
von den Homies und ansonsten eben nur den Stiftdrum. Frees Raps überzeugen
allerdings auf der ganzen Linie und auch sein Halbgesang ist erstaunlich
Ohrwurmverdächtig, wenn man bedenkt, dass es in dem Sinn keine Musik gibt. Wenn
Leute im L.A. County Jail solche Sachen tagsüber bringen, könnte man da
vielleicht auch mal vorbeischauen.
Let me flow like a butterfly on cruise control
From the L.A. county jail, to the pen, to parol
With a flow that's so serious as hell
So give a big bow wow, to Suga Free, one more dog and French bread ~ Suga
Free
8/10
Track 8: If U Stay Ready feat.
Playa Hamm (4:45)
Produced by DJ Quik, Robert "Funksta" Bacon & G-1
Der absolute Überkillermellowbeat des Albums. Ein Beat, der euch in Gedanken an
einen Ort ohne Sorgen und mit dauerwarmen Klima versetzen wird. Zu dem kleinen
musikalischen Meisterwerk gesellt sich der wunderbar unkomplizierte Chorus ("If
U stay ready, you ain't got to get ready") und die altbewährte Kombination Suga Free +
Playa Hamm. Nicht umsonst die Leadsingle für "Street
Gospel".
If I can get a dollar for everytime you look at me sideways
I pay the westside on fridays to put playa hatas on ya home highways
Don't trip on me, partner, nah nah
I'm havin' visions of bloody mary with aids tryin to give me some nana ~
Suga Free
10/10
Track 9: Fly fo Life (4:48)
Produced by DJ Quik
Der Beat erinnert mich an einer Stelle irgendwie verdächtig genau an Roger
Troutmans "I Heard It Through The Grapevine" Version, allerdings würde ich ihn
nicht unbedingt mit der Roger Klassiker vergleichen, denn dafür fehlt es "Fly fo
Life" eindeutig an Klasse. Die Uptempo Nummer gehört zu den weniger starken Tracks des
Albums. Er ist musikalisch nicht übermäßig anspruchsvoll, die Lyrics sind zwar witzig, aber das bieten auch die anderen Songs des Albums.
And I, tip-toe, to Top Hat Liquor sto'
to buy some drank and zig-zags for this dank - see
the very same winos, beggin for change
Gettin drunk, tellin lies, just the same ol' thang ~ Suga Free
6/10
Track 10: On My Way (4:30)
Produced by DJ Quik
Quik schlägt hier ruhige, nachdenkliche Töne an, die auch durch den
Refrain in ihrer Wirkung unterstützt werden. Suga Free schaltet ebenfalls ein
paar Gänge runter, bleibt aber dennoch textlich auf einem Niveau, was alle
Frauenaktivisten sicherlich nicht gutheißen können. Die Grundaussage ist, dass
er sich auf seinem Weg nicht von irgendwelchen Frauen aufhalten lassen wird und
statt einer Freundin, lieber eine Hure an seiner Seite hat. Ist wahrscheinlich
auch unkomplizierter so.
Wait, no, who the hell are you talkin' to?
Always cryin' 'bout what I do and don't do for you
Now that's your problem, always bringin' up the past
If I wasn't on parole I would've kicked yo' ass ~ Suga Free
7/10
Track 11: Secrets (4:43)
Produced by DJ Quik
Das Weihnachtsmannrascheln, das jedem Quik Fan seit dem "Way 2 Fonkay" Album
noch im Ohr sein müsste, feiert hier sein Comeback auf der großen Bühne nach dem
es bei "Why U Bullshittin" nur dezent im Hintergrund zu hören war. Dieses Mal fügt Quik eine
überaus schöne Funkgitarre hinzu, die, gepaart mit dem Santarascheln, eine
furchtbar genial widersprüchliche Winter-/Sommeratmosphäre schafft, wobei das
Sommerfeeling überwiegt. Suga Free beschäftigt sich in diesem Song mit dem
Verlauf seiner Karriere und dankt dabei oft den Leuten, die ihn da hingebracht
haben wo er heute ist. Dabei fängt Free auch mal wieder an der ein oder anderen
Stelle an zu singen, was sich wie immer gut anhört. Ebenfalls überzeugen kann
der Refrain, der dieses Mal den Namen Hook wirklich verdient hat.
I gots my life where I want it
I met Stan Sheppard, Black Tone, DJ Quik, now I'm jumping on it
And Black Tone used to buy me clothes
Pay for lawyers and court so Black Tone's my folks ~ Suga Free
8/10
Track 12: Table Interlude (1:05)
Wieder ein bisschen "auf den Tisch schlagen und dazu singen" von Free.
ohne Wertung
Track 13: Dip Da (4:32)
Produced by DJ Quik, Robert "Funksta" Bacon &
G-1
Zum eigentlich Abschluss gibt es etwas ruhiges, nachdenkliches und
reflektierendes von Quik und Suga Free. Quik sorgt für die beruhigende Musik und
Free rappt über seine zerrüttete Familie, die von seinem Vater tyrannisiert wurde
und versichert seiner Mutter, dass bessere Zeiten auf sie zukommen. In der
zweiten Strophe gibt Free weiteren Einblick in sein Familienleben und deutet an,
dass seine Mutter früher keine ruhige Zeit hatte als sie sich ständig Sorgen um
ihren Sohn machte, der mit den Homies durch die Straßen zog. Ungewöhnliche
Worte von Suga Free, die das Album aber gekonnt abrunden.
My momma tried her best to raise me, right
But still I'm leaving with the homies hurtin her feelings bout to drive her
crazy
She told me every time she hear the police
She was hoping it wasn't me in the street somewhere deceased ~ Suga Free
9/10
Track 14: Tip Toe (Reprise) (3:42)
Produced by DJ Quik
Der Tip Toe Beat, leicht verändert, mit größerem E-Gitarren Einsatz und
wenigen Worten von Suga Free schließt das Album ab.
ohne Wertung
"Street Gospel" ist ohne Frage ein einzigartiges Album. Sicherlich besitzt es
keinen allzu großen Tiefgang, abgesehen von "Dip Da", aber es hat mit knapp
einer Stunde genau die richtige Spielzeit, so dass Suga Frees Pimp Lyrics nicht
langweilig werden und dass Quik es schafft die 57 Minuten musikalisch
einwandfrei zu gestalten sollte auch schon vorher klar gewesen sein. Der Pimp
aus Pomona darf es in erster Linie seinem Charisma und ganz sicherlich auch DJ
Quik verdanken, dass er mit "Street Gospel" ein Debüt hingelegt hat, was nicht
zu unrecht oft als "Pimp-Classic" bezeichnet wird.
Gesamtwertung: 4,5/5